Albas Labrador Welpen
Die Aufzucht von Labradorwelpen
Der Wesenstest ist für die Labrador-Zucht von großer Bedeutung. Mit dem Wesenstest wird überprüft, ob der Hund dem Wesensstandard des Labradors entspricht und von dieser Seite her für die Zucht geeignet ist. Erwünscht ist ein gutmütiger, freundlicher und arbeitsfreudiger Hund mit lebhaftem, ausgeglichenem Temperament und einem ausgeprägten Willen zum Gehorsam (will to please). Als anpassungsfähiger, hingebungsvoller Begleiter soll er eine große innere Sicherheit ohne eine Spur von Aggression oder unangebrachter Scheue zeigen. Jegliche Aggressivität und Schärfe oder ein ausgeprägter Kampftrieb sind unerwünscht, aber auch Ängstlichkeit oder starke Unsicherheit, ausgeprägtes Misstrauen, Nervosität oder Schreckhaftigkeit. Und als Apportierhund darf der Labrador beim Schuss nicht empfindlich oder scheu reagieren.
Wie sieht nun solch ein Wesenstest aus, was erwartet dort Mensch und Labrador? Am konkreten Beispiel des Wesenstests meiner Labrador-Retriever-Hündin Kleo (On the Beach of Sweet Heartbreakers) kann dies im Folgenden anschaulich nachvollzogen werden. Und ihr Wesenstest beginnt wie jeder Wesenstest des LCD mit einer Befragung des Hundeführers zur bisherigen Entwicklung und Haltung seines Labradors.
Und nachdem alle Fragen gewissenhaft beantwortet sind, wird der Hund abgeleint und es geht los mit dem praktischen Teil. Der Hundeführer und sein Labrador machen als erstes einen Spaziergang. Kommandos dürfen dabei nicht gegeben werden, der Hund soll sich frei bewegen - übrigens bis zum Wesenstest-Ende.
Wie ist die Bindung des Labradors an den Führer, wie sind der Bewegungs-, Spür-, Beute- oder Spieltrieb des Hundes ausgeprägt?
Bereits hier zeigt der Wesenstest bei den Labrador-Retrievern eine ganze Verhaltensbandbreite - sowohl bei der Bindung zum Führer als auch bei dem, wie der einzelne Labrador seinen Spaziergang gestaltet. Kleo hat z.B. einen durchaus größeren Aktionsradius und Bewegungstrieb als andere Labradore, die an diesem Tag getestet werden.
So läuft sie bereits jetzt einmal zum Parcours hinüber und untersucht Duftmarken der vor ihr gestarteten Rüden. Sie lässt sich laut Wesenstest-Protokoll von Umweltreizen sehr ablenken. Ansonsten wird ihr von der Wesenstest-Richterin bescheinigt, dass sie frei und fröhlich mit hohem Temperament und weiter Bindung an den Führer ist, Ihre Erkundung planmäßig mit gleichmäßiger Bewegung ist, sie im spontanen Verhalten deutlich ein typisches Triebverhalten zeigt.
Kurz darauf kehrt sie freudig zurück und es geht mit Teil 2 des Wesenstest weiter. Nun findet ein Spiel mit dem Hundeführer statt - zunächst ohne Gegenstand.
Dieses Spiel zeigt die Ausprägung von Spiel- und Kampftieb, Unterordnungsbereitschaft, Vertrauen zum Führer und vieles mehr. Und Kleo lässt sich gerne darauf ein.
Dann wird ein Wurfgegenstand "ins Spiel" gebracht. Und mit dessen (wieder Kommando-freiem) Abwurf ist Kleo wie jeder "richtige" Labrador mitten in ihrem Element.
Das Aufspüren des Gegenstands und
das Verhalten bei Besitz der Beute sind nun deutlich sichtbar.
Und sie kehrt zügig mit ihrer Beute zum Führer zurück. Kleo zeigt laut Wesenstest-Protokoll insgesamt Vertrauen zum Führer, ihr wird ein begeistertes Verhalten beim Spiel mit sehr ausgeprägtem Bewegungstrieb und einer großen Ausdauer bescheinigt.
Danach findet ein Zerrspiel statt.
Auch hier würde schnell deutlich, ob der Labrador in Kampfstimmung gerät und seine Dominanz in der Rangordnung demonstriert. Aber Kleo geht heute kaum auf dieses Kräftemessen ein - natürlich neben ihrem Wesen auch eine Folge ihrer Erziehung.
Und ihre Unterordnungsbereitschaft und ihr Vertrauen werden auch in der nächsten Wesenstest-Aufgabe deutlich. Der Hundeführer soll seinen Labrador in die Rückenlage bringen. Und offensichtlich genießt Kleo diese "Übung".
Danach sind wir plötzlich in einer "Marktsituation": Überall laufen fremde Menschen kreuz und quer, Kleo und ich mittendrin und kein "bei Fuß".
Laut Wesenstest hält Kleo den Kontakt zum Führer; sie sucht ihn. Gegenüber Fremdpersonen ist sie interessiert und freundlich.
Und als die Marktbesucher von der Wesenstest-Richterin aufgefordert werden, den Hund zu locken und zu versuchen, mit ihm zu spielen, geht Kleo laut Wesenstest-Protokoll begeistert und freundlich darauf ein.
Nun wird ein Menschenkreis gebildet, Führer und Labrador befinden sich in dessen Mittelpunkt, der Hund sitzt. Dann gehen alle gleichzeitig auf den Mittelpunkt zu, bis sich ein ganz enger, geschlossener Kreis bildet. Der Labrador darf in dieser Situation nicht drohend oder scheu reagieren. "Sicher, unerschrocken, freundlich" zeigt sich denn auch Kleo. Dann muss der Führer den Kreis verlassen und der Labrador sollte, auch wenn er allein eng von Menschen umgeben ist, sich dieser Situation nicht zu entziehen versuchen. Kleo bleibt denn auch (was nicht allen teilnehmenden Hunden an diesem Tag gelingt) gelassen im Kreis, und als dieser dann geöffnet wird, dauert es sogar eine Zeit, bis sie ihn verlässt.
Dann geht es auf den "Parcours", wo die verschiedensten optischen und akustischen Umweltreize als weiterer Wesenstest auf den nichtsahnenden Labrador warten:
Eine ausgelegte Plane muss überquert werden,
und es müssen ein Plastikhuhn, ein Wildschweinfell und andere Gegenstände beschnuppert und verschiedenste akustische Reize verkraftet werden, beispielsweise eine mit Steinen gefüllte klappernde Plastikgießkanne, ein bellender Spielzeughund oder plötzlich umkippende aufeinandergestapelte Blechtonnen.
Kleo reagiert laut Wesenstest-Protokoll sicher, unerschrocken und interessiert, bis ...
plötzlich ein "Gespenst" auftaucht. Das haut sie um, die Haare an Kruppe und Nacken sträuben sich und sie verbellt diese bedrohliche Erscheinung. Andere Labradore reagieren in dieser Situation durchaus gelassen bis uninteressiert.
Aber sie lässt sich an das Gespenst heranführen und nimmt offensichtlich auch Kontakt mit ihm auf.
Und schon ist diese Situation vergessen, Kleos Aufmerksamkeit durch unbekannte laute Geräusche beansprucht.
Vorsichtig und respektvoll erkundet sie von sich aus dieses lärmende Objekt.
Und als ihr die Hupe überlassen wird, ...
nimmt sie diese kurzerhand mit. Eine schöne Beute.
Dann kehrt sie mit ihrem Führer zur restlichen Gruppe zurück. Bei diesem Rückweg fallen auf drei unterschiedliche Entfernungen (100m, 50m, 20m) Schüsse.
Wie beim Labrador erwünscht reagiert Kleo darauf gemäß Wesenstest-Protokoll neugierig, aufmerksam, sicher und unerschrocken - und ist auch bereit, den Verursacher freundlich zu begrüßen. Und in diesem Moment ist unser Wesenstest bestanden und zu Ende - ein schönes, interessantes und abwechslungsreiches Erlebnis für Labrador und Mensch.
Zusammenfassende Wesenstest-Beurteilung von Kleo: Die 14 Monate alte temperamentvolle Hündin zeigte eine gute Bindung und Führigkeit. Fremden begegnet sie interessiert und sicher. Ihr Beute- und Bringtrieb waren sehr ausgeprägt, Spiel- und Spürtrieb ausgeprägt. Auf dem Parcours zeigte sie sich interessiert, unerschrocken und sicher, nur das Gespenst wurde angebellt. Eine Hündin mit sehr guten Anlagen, die schusssicher ist.